Kondolenzbuch der Kulturdingsda-Alumni

Zu EndeHinweis: das Bild wurde mithilfe von KI an die traurige Realität angepasst.

An unserer werten Alma Mater hat es kürzlich einen Kahlschlag gegen "Communication & Cultural Management" (CCM) und "Sociology, Politics & Economics" (SPE) gegeben. Langjährige Kulturdingsda-Lichtgestalten, die für uns Herz und Rückgrat dieser Uni waren, wurden "betriebsbedingt" des Zeppelins verwiesen. Für uns ist damit endgültig die Luft raus aus dem Schiff, welches uns damals (mal mehr, mal weniger) hoch hat fliegen lassen.

Niemals war mehr Ende als jetzt. Dieser Schritt markiert für uns das Ende einer einst beflügelnden Idee, deren Absterben sich leider schon seit Jahren abgezeichnet hat. Wir wünschen der Business School ZU viel Erfolg – und möchten uns in Form dieses Kondolenzbuchs von der Universität im Dazwischen verabschieden.

Erzählt uns, wer Ihr seid, wie weit Kulturdingsda Euch gebracht hat, oder warum Ihr es auch in Zukunft für wichtig erachtet!

Diese Initiative wurde gestartet von den beiden CCM-Alumni und Kulturdingsda-Enthusiasten Lukas Onken und Benjamin Pape.

Name: Anna-Maria Schatilow
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Stellvertretende Chefredakteurin Multichannel bei RTL Deutschland
Würde CCM sofort wieder studieren und bin davon überzeugt, dass es viel mehr kreative Köpfe wie euch da draußen in der Wirtschaft braucht.
Name: Benno von Buchwaldt
Studiengang: CME
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Managing Director & Inhaber von PMB Capital
Unsere Welt steht vor Herausforderungen, die sich nicht mehr entlang disziplinärer Grenzen lösen lassen. Klimawandel, technologische Disruption, geopolitische Spannungen, soziale Ungleichheit oder die Transformation der Finanz- und Energiesysteme sind keine isolierten Probleme, sondern vernetzte Phänomene. Sie erfordern Menschen, die in der Lage sind, komplexe Zusammenhänge zu erkennen, Muster zu verstehen, Widersprüche auszuhalten und verschiedene Perspektiven zu integrieren. Kurz: Die Welt braucht Generalisten.
Name: Christina Zeile
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2025
Tätigkeit: Praktikantin bei Universal Music
Ich habe durch CCM mich und meine Welt kennengelernt
Name: Murat K.
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2019
Tätigkeit: Fulltime-Dad
Ich glaube, dass die Idee der ZU nur mit etwas Zeit und Abstand verstanden werden kann. Erst heute, knapp 6 Jahre nach meinem Abschluss, wird mir erst so richtig klar, wie viel Orientierung mir die ZU und meine wundervollen Kommilitonen und Dozenten gegeben haben. Ohne dich wäre ich heute nicht mal ansatzweise wer und was ich bin. Danke dafür!
Name: Andreas Rapp
Studiengang: CME
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Ökonom an einer Zentralbank
Während meines CME-Bachelorstudiums schrieb ich gemeinsam mit wunderbaren Kommilitoninnen und Kommilitonen einen Text, der einige Jahre lang die „Wir über uns”-Sektion auf der Website der Zeppelin Universität zierte. Mehr als 15 Jahre später komme ich nun auf diesen Text zurück, weil er rückblickend ein Wesensmerkmal der Universität, ihrer Studierenden und meiner eigenen Studienerfahrung treffend beschreibt. Wir argumentierten damals, dass die ZU-Studierenden keine homogene Gruppe bilden, sondern in ihrer „Undiszipliniertheit“ und Vielfalt die eigentliche Identität der Universität verkörpern. Diese Unterschiedlichkeit – bei damals gerade einmal 500 Studierenden – schuf einen Reichtum an Perspektiven, der die ZU zu etwas Besonderem machte. Auch wenn mein späterer Weg mich in deutlich quantitativere Fächer führte, war es gerade die breite, interdisziplinär geprägte Grundlage (und die Menschen, die sie anzog), die mein Denken und meinen Blick auf komplexe Zusammenhänge weit über Zahlen hinaus nachhaltig formten. Diese Undiszipliniertheit und das produktive Dazwischen waren das Resultat der Trias Wirtschaft–Kultur–Politik. Vielleicht war es kein Zufall, dass ausgerechnet die Kultur die verbindende Mitte bildete. Denn die Erfahrungsdimension, das Spüren einer gemeinsamen kulturellen Atmosphäre, jenes schwer greifbare Etwas, das den Geist der ZU ausmachte, hing eng mit den geisteswissenschaftlich-künstlerischen Anteilen der Universität zusammen. Die Heterogenität dieser Trias führte zu einer „Atmosphäre der konstruktiven Zusammenarbeit,” auch wenn sich dieser Verbund „auf den zweiten Blick […] direkt wieder auseinandergerissen” zeigte. Soll heißen, trotz – oder gerade wegen – der Gegensätze entstand eine besondere Dynamik. Das Gemeinsame lag nicht in der Homogenität, sondern im produktiven Spannungsverhältnis der Schnittstellen von Wirtschaft, Kultur und Politik. Das Streichen von Kultur aus dem Selbstverständnis reduziert diese Vielfalt, Pluralität und Selbstreflexivität ungemein. Es lässt weniger Raum für die ästhetischen, kreativen und kritischen Dimensionen, die einst Teil des Charakters der ZU prägten. Ohne Kultur läuft man Gefahr, die symbolische Mitte und damit die kulturelle Resonanzfähigkeit der Universität zu verlieren. Das bedeutet: weniger Raum für Diskurs, Reflexion, Selbstverortung. Damit kippt das Prinzip der so wesentlichen Undiszipliniertheit in eine institutionelle Redisziplinierung. Eine Abkehr vom Dazwischen von Wirtschaft, Kultur und Politik hin zu einer funktionaleren, homogeneren Kombination mit Fokus auf Wirtschaft, Politik und ein wenig Psychologie. Warum ist das aus meiner Sicht bedauerlich? Wir schrieben damals: „Tatsächlich gemeinsam haben wir nämlich eigentlich nur eines: die Entscheidung für die ZU. […] Es ist nicht eine Universität, die uns verbindet. Dass wir sie ausmachen, ist, was uns verbindet.” Unsere Gemeinsamkeit lag für uns in der aktiven Entscheidung, Teil einer vielfältigen, kreativen und selbstgestalteten Gemeinschaft zu sein. Genau dieser nicht messbare, aber zutiefst identitätsstiftende Charakter droht nun endgültig zu verflachen. Vielleicht etwas anmaßend – aber das muss man wohl sein, wenn man Pionier sein will – schlossen wir damals mit dem Satz: „Die Gemeinsamkeit ist, dass wir einen Unterschied machen!” Und dieser Unterschied bestand darin, anders denken zu wollen: interdisziplinärer, reflektierter und eben undisziplinierter als anderswo.
Name: Lukas Onken
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Berater und Partner bei TakePart - Kulturberatung
Die Nachricht hat mich sehr getroffen. Das „Zwischen“ im Uni-Slogan war einer der Gründe, warum ich CCM an der ZU studiert habe. Und rückblickend war es eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Denn in diesem Zwischenraum konnte so einiges Ungeahntes gedeihen: zum Beispiel eine studentisch initiierte Mediationsausbildung mit Studierenden aus allen Bereichen. Oder eine mit Crowdfunding realisiert Osteuropa-Tournee des Zeppelin Orchestra. Herausgekommen sind Menschen, die geübt waren, andere Perspektiven einzunehmen und sich immer wieder hinterfragen zu lassen. Das war anstrengend und wunderschön. Kein Wunder also, dass so viele CCMler*innen heute im Kulturbereich und darüber hinaus genau zwischen den Disziplinen arbeiten und dort immer wieder Brücken bauen. Dass nun ausgerechnet dieser Geist der ZU aus Kosten- und Nachfragegründen gestrichen wird, macht mich sehr traurig. Ohne „Kultur“ an der ZU gibt es kein „Dazwischen“ mehr. Der Kern ist weg. Hoffentlich bleibt nicht nur eine Business School wie viele andere auch.
Name: Moritz Meidert
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Geschäftsführer u.a. bei Kommune Zukunft und Vierte Orte, Vorsitzender Kulturbühne geistreich e.V.
Als ich mich 2006 für ein Studium an der ZU entschieden habe, war ihr interdisziplinärer, Kultur- und Sozialwissenschaften schätzender Gesamtansatz dafür der entscheidende Grund. Die Studierenden an der ZU habe ich sowohl während meines Studiums als auch später als Dozent als sehr breit denkende, verantwortungsorientierte Menschen kennengelernt. Die ZU war eben keine reine Business School, sondern wollte verantwortungsvolle Gestalter*innen entwickeln. Die aktuellen ZU-Entwicklungen versuchen eine wirtschaftliche Tragfähigkeit über Kürzungen bis zur Beliebigkeit zu erreichen. Das kann nicht gelingen. Die ZU braucht einen gelebten und kommunizieren USP. Aktuell wird beides aufgegeben. Der Gipfel einer schon länger andauernden Visionslosigkeit diverser Führungsteams. Ich bin darüber traurig und wütend zugleich. ZU-Alumni haben gelernt, mutiger zu entscheiden.
Name: Christina
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Gründerin & Vorständin Neues Amt Altona Genossenschaft
An der ZU wurde zwischen 2007 und 2009 mein bis dahin eher schläfriges und diffuses Bewusstsein für die Welt, die Gesellschaft und mich selbst in dieser auf- und wachgerüttelt. Hier wurde ich, im Alter von 25 Jahren, zu einem kritisch und unternehmerisch denkenden Menschen, der anfing, gesellschaftliche Zusammenhänge zu erkennen, zu durchleuchten, zu hinterfragen - und auch verändern zu wollen. An keinem anderen Ort, so glaube ich, hätte ich eine Unternehmung wie ROCK YOUR LIFE! mitgegeründet, aufgebaut und ausgerollt. Dafür bin ich ewig dankbar all jenen, die es mir hier (im besten Sinne) unbequem gemacht haben, wie u. a. Stephan A. Jansen, Dirk Becker und Maren Lehmann.
Name: Dennis Deicke
Studiengang: Anderer
Jahrgang: 2010 / 2013
Tätigkeit: Werbung
Trotz allem Unken damals, ob die Uni vielleicht einfach bald im Zwischen verschwindet, markiert gerade das Abschaffen des Zwischens das eigentliche Ende der Uni in der Gestalt, die sie für viele einzigartig gemacht hat. Das ZU Marketing hat gar nicht so sehr gelogen als sie die Uni als Ort der geistigen Verwahrlosung bezeichnet haben, denn das war sie und das war gut. Schade
Name: Michel Seeger
Studiengang: CME
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Managing Director | vemaventuri.io
In den Gründungsjahren der ZU als Pionier mit so wenigen (sic!) anderen zu studieren, wie wir es damals waren, erscheint mir auch heute noch als im besten Sinne wahnsinniges Glück. Wahnsinnig, sich auf etwas so anderes einzulassen, sich dafür bereits vor Berufsbeginn mit über 20.000 EUR zu verschulden und einfach einmal an diese unbequeme Idee zu glauben. Und Glück, genau zu dieser Zeit dort gewesen zu sein, mitZUgestalten und mitZUerleben, wie diese Idee reift und aus einem kleinen Dorf am Bodensee in die ganze Welt ausstrahlt. Die Berührung, Auseinandersetzung und Reibung „Zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik“ hat für mich immer den besonderen Reiz ausgemacht – und ich merke nahezu täglich (sei es später im Master oder im Beruf), wie mich die Auseinandersetzung mit diesem „Zwischen“ in besonderem Maße geprägt hat. Gerade in einer vordergründig wirtschaftlich orientierten Rolle (Geschäftsführung) helfen mir heute die Inhalte aus Soziologie, Kulturtheorie oder Politikwissenschaften und definieren meine Art, wie ich meine Rolle und Funktion ausübe. In diesem Sinne war die damalige Foundation Phase für mich genau das – ein Fundament, auf dem ich mein weiteres Lernen, Leben und Denken aufbauen konnte. Schade, dass dieses Fundament nun sehr viel schmaler wird. Als jemand, der mittlerweile in der Bauwelt unterwegs ist, weiß ich, dass sich auf einem solch geschmälerten Fundament weniger faszinierende, kontroverse oder grenzen­sprengende „Gebäude“ bauen lassen.
Name: Julian Dahlbender
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2016
Tätigkeit: Partner | Practice Lead Public Sector
Liebe ZU, ich habe mich nie einem Ort, einer Idee und Gruppe von Menschen verbundener Gefühlt, als bei, mit und wegen dir. Und ich tue es bis heute. Jeden Tag. Ich will gar nicht erst wissen, ob ich mich selbst ohne dich je so gefunden hätte. Zumindest hätte ich kaum eine Sprache erlernt präziser zu Beschreiben, was ich in der Welt so sehe und dann auf Basis dessen weiter zu denken und weiter zu entwickeln. Meine Gedanken wären unartikuliert stumpf geblieben. Leider ist dir diese Sprache des Dazwischen unseres Kulturdingsdas, später auch in diesem Soziologieetwas gesprochen, abhanden gekommen. Unverständlich, denn es war einst dein ganzer Stolz und unser aller Fixstern. Ein ganzes Land hat nicht zuletzt deshalb auf dich und manchmal auch auf einzelne von uns geblickt. Wir müssen dann jetzt wohl endgültig ohne dich weiter machen. Schade, denn mit dir wäre uns allen lieber. Zumindest mir. Ruhe in Frieden meine Hoffnungsmaschine! PS: Falls du es dir jetzt doch noch anders überlegst. Wir sind finden sicherlich schnell wieder ZU|sammen, wenn du nur neu.gierig.toll.kühn genug bist.
Name: ALINE
Studiengang: SPE
Jahrgang: 2017 - 2021
Tätigkeit: Klinische Psychologin
Ich habe mich oft nach unserem Abschluss mit FreundInnen unterhalten, was wir denn jetzt eigentlich an der ZU gelernt haben - nachdem wir bei der Graduierung als spezialisierte Generalisten entlassen wurden, ist das nicht immer so einfach zu beantworten. Doch je mehr Zeit vergeht, vor je mehr Herausforderungen man steht und stand, desto klarer wird das Bild: Die ZU hat uns eben nicht zu FachidiotInnen gemacht, sondern zu kritischen DenkerInnen ausgebildet, die sich gerne Herausforderungen stellen, die integrativ und über mehrere Horizonte hinaus denken können, die Initiative ergreifen, weltoffen, neu.gierig toll.kühn sind. Menschen, die Hintergründe und Zusammenhänge hinterfragen und verstehen wollen, die des Perspektivwechsels mächtig sind und den Diskurs nicht scheuen. Das ist aber nicht nur der Universität als Institution zu verdanken, sondern auch der Vielfalt ihrer Studierenden, die sich gegenseitig immer die größte Inspiration waren, die sich gegenseitig gefördert und gefordert haben. Die ein kreatives, innovatives, buntes Miteinander mit niemals endendem Austausch geschaffen haben. Auch wenn tiefgründige Auseinandersetzungen in der schnelllebigen Welt von heute immer seltener scheinen, sind sie jedoch von keiner geringeren Relevanz. Doch bedürfen diese eben jener Orte und Gemeinschaften, in denen Gedankenexperimente, Wagnisse, Kulturverständnis, Gesellschaftskritik, Kontextanalyse und interdisziplinärer Diskurs Platz haben und gefördert werden. Wie schade, dass nun aus dem großen Fluss an Wissen und Neugierde, die dem Bodensee zugeströmt sind, wohl ein kleineres Bächlein wird.
Name: Bodo Wünsch
Studiengang: Anderer
Jahrgang: 2011-2015
Tätigkeit: ehem. Programmdirektor eMA DIP / eMA Retail
Die ZU. Meine ganz persönliche Lebens-Wende in Beruf und darüber hinaus, als ich 2011 als Mitarbeiter ankam. Was für Leute! Was für ein Team! Welch' für eine gute Laune und immer Lust auf mehr! Wie aktiv und cool und stylish - und ja: Diese Uni genoss hohes Ansehen! Dann fing er an, der Abgesang, schon 2014/2015. Da gab's Sand ins Getriebe, auch und gerade von Locals. Bitter war das. Letztlich blieb die ZU zu unverstanden von zu vielen, vor allem von jenen, die sie nicht einmal von innen sahen. Schicke Campi oben und unten am Seeufer, mit tiefer freundlicher see|e, die wunderbarsten Studierenden, die man sich nur wünschen kann, doch zu wenig hat sich gerettet vom unerhörten Spirit der ersten Stunde, der ersten Jahre. Der wurde mit Füßen getreten. Der Lack war ab. Und jetzt? Wie schön schrieb eine Studierende: Bildung mit Betriebsanleitung verwechseln können andere besser und machen besser andere. Allerdings, das gehört zur Wahrheit dazu: Über Finanzierung (und welche Voraussetzungen sie braucht) müssen sich auch Bildung, Kultur und Kunst bemühen, nicht zwischen, sondern in Wirtschaft, ganz ökonomisch und immer zur Gänze. Sonst bleibt's Hobby, und das ist ZU wenig für einen Wirtschaftsbetrieb. Vor allem bei Nebel und Regen. Nach Regen kommt Sonnenschein, heißt es. Wie schaut's?
Name: Dr. Serjoscha Ostermeyer
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Prozessmanager Digitalisierung
Der Pioniergeist muss jetzt ohne Geist auskommen. Wie schade!
Name: Jenny Linhart
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2011 & 2014
Nie habe ich mich so angekommen gefühlt, wie an der ZU. Ich kann mich sehr gut an Pioneers Wanted erinnern und an die alte Mensa am SMH und den Moment, in dem ich dachte: Hier gehöre ich hin. Am Ende ist es völlig egal, was man studiert - denn Studieren heißt Denken lernen. Dafür braucht es aber auch den Raum, jenseits von allen wissenschaftlichen Disziplinen. Theorie des Geldmarkts um 9:00 Uhr, Bürolandschaften um 14:00 Uhr. Einführung in die BWL am Montag, soziologische Theorie am Dienstag. Die große & großartige Idee der ZU ist das Zwischen. In dieser Spannung entstanden die besten Ideen. Und ganz ehrlich? Alles, was ich an dieser Uni geworden bin, ist das, was mich heute wertvoll für meinen Arbeitgeber macht - die Fähigkeit, das Undenkbare zu denken, das Unentschiedene auszuhalten und das Unwahrscheinliche wahrscheinlicher zu machen. Es ist ebenso tragisch wie komisch, dass in der Zeit, in der der Arbeitsmarkt nach mehr Undiszipliniertheit schreit, genau das abgeschafft wird, was diese Form von Charakteren hervorgebracht hat.
Name: Sebastian Jilke
Studiengang: PMG
Jahrgang: 2014
Tätigkeit: Professor / Georgetown Universität
RIP! Ein letzter Schritt weg von der Uni die mich wissenschaftlich geprägt hat wie keine andere. Die mir aufgezeigt hat wie wichtig disziplinäre Bridge-builder sind. Eine Uni deren Vision Vorbild war für viele von uns. Trotz oder gerade wegen der gelebten Wiedersätze. Nun wird es nur eine B-school geben. Schade und extrem kurzsichtig!
Name: Viktor Freudenhammer
Studiengang: CME
Jahrgang: 2016
Tätigkeit: Product Management und Transformationsberater
Für mich waren die Kurse, Kommiliton*Innen und Professor*Innen aus dem Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Bereich der Grund weshalb ich an die ZU gegangen bin. Ohne dieses Angebot ist die ZU nur noch eine Business School wie viele andere. Ich bin dankbar für meine Zeit an der ZU und insbesondere meine Einblicke in die Kultur- und Sozialwissenschaften! Schade, dass zukünftige Wirtschaftsstudent:Innen diese Chance nicht mehr haben werden.
Name: David Reimann
Studiengang: PMG
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Rechtsanwalt | www.reimann.legal
Das interdisziplinäre und generalistische Grundstudium im ersten Jahr an der ZU war wahnsinnig bereichernd. Das Betrachten von Realität durch verschiedene fachliche Brillen; das In-der-Lage-Sein, über mehr als nur eine Denkschublade zu verfügen; das "Dazwischen" - genau das hat für mich das Studium an der ZU ausgemacht. Noch heute profitiere ich als Jurist und "Fachidiot" enorm von diesen zusätzlichen Perspektiven aus der Kultur- und Kommunikationswissenschaft und aus der Soziologie. Der Rauswurf dieser Wissenschaftler:innen ist nicht nur eine (wirtschaftliche) Tragödie für diese, sondern ist auch eine Katastrophe für die ZU selbst. Wer die Leute kennt, der weiß: Die ZU verliert ihre Seele. Darüber hinaus geht mit dieser Entscheidung auch eine drastische Verengung des universitären Curriculums für alle Studierende einher. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das langfristig gut geht. Ob ich mich an einer ZU ohne Kultur- und Kommunikationswissenschaftler:innen beworben hätte? Ich weiß es nicht. RIP CCM
Name: Simon Höher
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Innovationsberater
Das ‘Studium Generale’ – damals noch Politik, Kultur, Wirtschaft – der ersten Jahre war das perfekte Versprechen für Menschen, die Offenheit ohne Orientierungslosigkeit gesucht haben. Man konnte sich umsehen, ohne stehen zu bleiben, das eine sehen, ohne das andere aufzugeben. Das war der Charme des recht eigenwilligen Angebots, Kulturtheorie und Corporate Finance zusammen zu studieren. Das war zwar auch damals schon öfters recht unangenehm, aber diese Eigenwilligkeit hat es mir erlaubt, Perspektiven im Blick zu behalten, die ich sonst mit Sicherheit verpasst hätte. Wenn so ein Verspechen 10 Jahre später nicht mehr gut funktioniert, könnte man lernen, sich daran zu erinnern. Es vielleicht nochmal erneuern, und versuchen, die große Bereicherung einer solchen doppelten Perspektive auch heute nochmal zu vermitteln. Oder lässt es und erzählt die deutlich weniger eigenwillige Geschichte von Markt und Nachfrage und harter Wirklichkeit erzählen. Das funktioniert bei den meisten anderen Privatunis ja auch, ist dann nur nicht mehr ganz so interessant. Apropos Wirklichkeit: Die Ironie ist natürlich, dass das Stellen- und Segelstreichen jetzt genau dafür sorgt, dass man eben nicht mehr mitbekommt, was man da aus dem Blick verliert. Bei so viel "Unruhe" kann das ja auch beruhigen. Man sieht halt nicht, was man nicht sieht.
Name: Katharina Palm
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2014
Die ZU entstand aus dem Vertrauen in eine Idee, der Idee Kultur, Wirtschaft und Politik gemeinsam zu denken und interdisziplinär zu lehren. ZU bedeutete für mich, jungen Menschen eine demütige, gesunde Hybris mit auf den Weg zu geben, den Mut anders zu denken und den grundoptimistischen Willen, sich den Herausforderungen unserer Zeit zu stellen. Kultur ist dafür heute wichtiger denn je. Ich vermisse das Vertrauen und die Leidenschaft für diese ursprüngliche Idee der Zeppelin Universität, wie sie uns damals in einem schwarz-weiß Video gepitcht wurde.
Name: Paula Tuschner
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2014
R.I.P. wunderbare Lehre der Kultur. Geprägt hast du mein ganzes Denken. Ohne dich würde ich heute nicht so rigoros Entscheidungen treffen können, würde mich und das, was ich tue, nicht immer wieder hinterfragen. Ok, vielleicht hätte ich ein bequemeres Leben. Aber safe auch ein langweiligeres! Ciao. | Hier Platz für Emojis von den Kindern: 🥰😰🥵🥵
Name: Johanna Nagel
Studiengang: SPE
Jahrgang: 2024
Tätigkeit: Masterstudentin European Affairs
An die ZU bin ich gekommen, weil mich das interdisziplinäre Denken und die vielen Initiativen gereizt haben, beides hat mich geprägt. Das Studium in SPE hat mir gezeigt, wie viel entsteht, wenn unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen und man Dinge gemeinsam anpackt. Durch das Streichen der Studiengänge CCM und SPE und Kündigung der Professor*innen, die diese geprägt haben, wird sich genau das verändern und limitieren. Die ZU verliert damit einen Teil ihres besonderen Geistes.
Name: Dr. Sabrina Schaper
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2015
Tätigkeit: Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Wenn ich an meinen Bachelor in CCM denke, denk ich an so viele Diskussionen, die den Kopf gleichzeitig zum Fliegen und Stolpern gebracht haben. An Fragen, die mitten in den Alltag gezielt haben und manchmal meilenweit dran vorbei geschossen sind. An zugewandte Lehrende, die zwischen verständnisvollem Augenzwinkern und kritischem Auseinanderpflücken (fast) immer sorgfältig abgewogen haben. An Hausarbeiten über die Semperoper, den Bayerischen Rundfunk oder Weltkriegszeitzeugenberichte, die nachrühren. An eine unwahrscheinliche Freude für empirisches Forschen und soziologische Theorien, welche noch heute meine Arbeit antreibt. An eine Einführung in Universität und Wissenschaft, die von Anfang an zeigte, dass das ein ganz schön schräger Betrieb ist (ich wünschte, das gäbe es für alle Studies in diesem Land). An Menschen, die einfach da waren und sich 100% auf dieses Studium und diesen Ort committed haben. An Memes, die den Zustand einer Organisation besser beschreiben konnten als jedes Luhmann-Buch. An Tatendrang, Zaudern und Rückschritte - nicht immer zum richtigen Zeitpunkt, aber immer akzeptiert. An ein Umfeld, das mich die Fragen hat finden lassen, die ich mir im Master und in der Promotion unbedingt stellen wollte. An das Vertrauen, dass auch Studierende Forschende sein können. An Reportagen mit Buddelschiffbauern, an die kurzzeitige Übernahme der Redaktion der Schwäbischen Zeitung, an drölffach abgeschmetterte Forschungsfragen, an den Geruch von Äpfeln bei Interviews mit Ernthelfern, an irritierte CMEler:innen im Fotografie-Workshop, an ein spannendes Humboldt-Jahr (in dem ich in meiner Forschungsarbeit zu viel wollte und noch mehr zurück bekam), an die muffige Luft im Welle20-Radiostudio, an mal mehr mal weniger lustige Abendschichten in der Bibliothek, an die Entscheidung gegen einen Schwerpunkt im Studienfach und für mehr Leichtigkeit, an wirklich bereichernde Betreuungs- und Coachinggespräche mit Profs und WiMis, an über Bord geworfene Berufswünsche und neue Zielsetzungen... und daran, dass wir einfach so eine verdammt spannende, freundschaftliche, herausfordernde und angeregte Zeit zusammen am See verbringen konnten. Es ist so vieles hängen geblieben und ich würde mich freuen, wenn auch die ZU - in alter und neuer Form - weiter zwischen Wirtschaft, Kultur und Politik verfangen bleibt.
Name: Marie Rosenkranz
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2017
Tätigkeit: Postdoc an der Humboldt-Universität
Ich bin 2014 an die Zeppelin Universität gekommen und es war eine transformative Erfahrung. Warum: weil hier Dinge machbar waren, die anderswo nicht mal gedacht wurden. Die Kulturwissenschaften und das Arts Program waren hierfür wesentlich.
 Ohne das Aufeinandertreffen von Professor*innen, Wimis und Studierenden aus Wirtschaft, Kultur und Politik, wird an der ZU niemand mehr derart herausgefordert werden. Dass es nicht leicht ist, eine auch von Förderern abhängige Universität durch eine Wirtschaftskrise zu führen, ist wohl allen klar. Aber dass dies ohne die Kulturwissenschaften leichter sein soll, sprengt meine Vorstellungskraft. 

Name: Nicole D'Ascenzo
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2015
Tätigkeit: Business Owner New Leadership
Eine Kulturmanagerin wurde zwar nicht aus mir, aber eine Bildungsmanagerin, da habe ich zumindest viel mit (Lern-) Kultur, Kommunikation, Organisationsdiagnostik, Psychologie, BWL, Erziehungswissenschaft (auch das war dank Humboldt Jahr möglich) u.v.m. zu tun. Der Grundstein dafür war das CCM Studium und der tiefe Einblick in die anderen Disziplinen. Aber neben der formellen Bildung, waren es auch die anderen Dinge, die mich, mein Denken und Handeln so geprägt haben: die vielen Gespräche, Projekte , Freundschaften. Kreativität, Inspiration, Ideen, die für den einzelnen zu groß sind und Leute, die sich davon haben nie beirren lassen. Das war einmalig. Danke für die tolle Zeit an der ZU, die zumindest damals genau die ZU war, die ich gebraucht und so geschätzt habe.
Name: Josephine Kramer-Schulze
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2015
Tätigkeit: Programmleitung für Demokratiebildung
Ob während Seminardiskussionen, der Zusammenarbeit in studentischen Initiativen wie dem Uniradio oder abendlichen Unterhaltungen am WG-Tisch (an dem buchstäblich CCM, CME, PMG und SPE zusammenkamen) : Durch die ZU habe ich Selbstwirksamkeit erfahren, Mut zum eigenen Denken entwickelt und habe mich von Kommiliton:innen und Dozent:innen auf eine sehr seltene Art und Weise "gesehen" gefühlt. Ich denke, dass dies vor allem so geschehen konnte, weil das Studium an der ZU zu dieser Zeit vor allem eines vermitteln wollte: Die besten Ergebnisse können erzielt werden, wenn verschiedene Perspektiven zusammenkommen. Exzellenz lebt von und durch Vielfalt. In diesem Sinne: Danke für alles.
Name: Mehmet Ozan Cetin
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2024
Tätigkeit: Unternehmensberatung | Filme- und Videomacher
An der ZU habe ich gelernt, dass Größenwahn relativ ist. Gelernt, was mit dem generischen Spruch „Du kannst alles machen“ tatsächlich gemeint ist. Gelernt, wie es sich anfühlt, als Migra-Kid aus der Siedlung von Professor:innen, die Koryphäen auf ihren Gebieten sind, ernst genommen und auf Augenhöhe angesprochen zu werden. Gelernt, dass meine Meinung wichtig ist. Gelernt, dass es manchmal besser ist zu erkennen, dass meine Meinung auch mal nicht richtig ist, als sie gar nicht erst zu hinterfragen. Gelernt, dass der sagenumwobene Tellerrand auch nur zu einem Teller gehört, der in einem Schrank, in einer Küche steht, die zu einem Haus gehört, das auf irgendeinem Felsen durch die Unendlichkeit fliegt und alles gar nicht so wichtig ist. Gelernt, dass der Flug auch Spaß machen darf und das Leben wichtig ist. Ich habe Menschen lieben gelernt. Ich habe die ZU lieben gelernt.
Name: Donata Gräfin Wrangel
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Philanthropie beim WWF Schweiz
Ich habe mich nach meinem Bachelor in Kulturmanagement in Mailand bewusst für einen Master an der Zeppelin Universität entschieden, weil ich hier zum einen Kurse zwischen den Disziplinen Wirtschaft, Kultur und Politik belegen konnte. Dementsprechend habe ich einen Major in CCM und eine Minor in CME abgeschlossen. Für meine berufliche Laufbahn war das ungemein hilfreich, weil ich bis heute zwischen diesen Disziplinen denken, handeln und jonglieren muss. Zum anderen bin ich während meines Studiums auf viele nicht nur schlaue, tatkräftige und neugierige, sondern vor allem kreative Köpfe gestoßen. Mit den Neustrukturierungsmaßnahmen gehen nun auf einen Schlag all diese kreativen Köpfe, Diskussionen und Denkanstöße verloren. Ein unglaublicher Verlust für eine junge, innovative Universität, die sich immer genau durch diese Kreativität ausgezeichnet und von herkömmlichen Business Schools abgegrenzt hat. RIP ZU.
Name: Ines van Kaldekerken
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Communications o2
Ohne die ZU, ohne ihre Lehrenden und ohne CCM wäre ich heute nicht da, wo ich stehe. Viel habe ich meinem Bachelor am See zu verdanken. Nicht nur meinen heutigen Job, sondern auch kritisches und v.a. interdisziplinäres Denken. Ohne Kommunikation und Kultur, ohne Soziologie und Philosophie gibt es keine ZU mehr, wie sie ursprünglich mal gedacht war. Als Business School unter vielen wird sie vermutlIch leider auch nicht lange überleben…ein Trauerspiel. Als gelernte Trauerbegleiterin begleite ich (ungern) mit weinendem Auge den Untergang.
Name: Daniel Altemeyer-Bartscher
Studiengang: PMG
Jahrgang: 2008
Tätigkeit: Amtsleiter
Die Überschneidungen der Themengebieten von PMG, CME und CCM hat die Masterkurse bereichert. Es war immer das Dazwischen, das uns zu undisziplinierten Studieren ermutigt hat. Die legendäre Ringvorlesung zum Thema „Region“ und letztlich der hieraus entstandene Herausgeberband „Komplexe Regionen und regionale Komplexe“ wäre so nicht möglich gewesen. Rein privat bin ich glücklich mit einer CCM-Absolventin verheiratet. Hätte es den Studiengang CCM nicht gegeben, hätte ich sehr wahrscheinlich mein Glück verpasst.
Name: Silvia Naumann
Studiengang: PMG
Jahrgang: 2008
Tätigkeit: Gründerin ASK-NOW und Klub44 gGmbH
Ich habe an der ZU studiert, weil gesellschaftliche Probleme undizipliniert sind und es viele Hand- und Denkwerkzeuge" für funktionierende Lösungen braucht. Mich hat die Binnenkomplexität der ZU auf so vielen Ebenen geöffnet, überfordert, gebildet und bereichert. Vor allem durch das Seitenlernen und das Kennenlernen von sehr unterschiedlichen Menschen. Diese Entscheidung ist - so fürchte ich - ein Armutszeugnis und Ausdruck unseres Zeitgeistes
Name: Falk Busse
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Coach & Organisationsberater
Mein erster Gedanke: Die undisziplinierte Universität ist brav geworden. „Gesellschaftliche Probleme sind undiszipliniert – wir sind es auch“, hieß es damals. Noch so ein Satz: "Grenzen verbinden." Lektionen, die ich an der ZU gelernt habe, die Teil der Gründungsidee dieser Universität (!) waren und die mich bis heute prägen. Die ZU war für mich als CCM-Major und CME-Minor, der zudem in PMG-Seminaren auftauchte, der Ort, an dem ich meiner Neugier freien Lauf lassen konnte. An der ich inspiriert wurde von ebenso neu-gierigen Kommilitonen und nahbaren Wissenschaftlern. Schade, dass andere das nun nicht mehr erleben dürfen.
Name: Rosa Palm
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Organisationsentwicklerin
An der ZU zu studieren war schrecklich anstrengend. Es gab selten einfache Antworten, weder in den Seminaren noch auf die Frage von außen, was man mit dem Abschluss für einen Beruf ergreifen wird . Und gleichzeitig war genau das grenzenlos beglückend, weil wir riskante Gedanken denken konnten, ohne Berufsqualifizierungsprogramme abzuarbeiten, und wir Gesellschaft jenseits vorgestanzter Erklärungen und Modelle beobachten lernten. Die Zeit an der ZU ermöglicht mir heute, Unternehmen und Führungskräfte in Transformationsprozessen zu beraten, die sich immer mit Kultur auseinandersetzen müssen. Ohne Kultur funktioniert es nicht. Und ohne CCM und SPE funktioniert die riskante und beglückende Idee dieser Universität nicht!
Name: Peter Greve
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Medienunternehmer
Die Universität, an der ich studiert habe, gibt es nicht mehr. Das ist bedauerlich, denn sie war etwas besonderes: ein Ort, an dem man denken lernen konnte, und zwar so, dass es auch mal unbequem wurde – weil man gezwungen war, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken, mit Menschen, die ein bisschen anders sind, als man selbst. "Zwischen" war das Schlüsselwort, und "zwischen Wirtschaft, Politik und Kultur" war das zentrale Versprechen. Dass eine private Universität sich "am Markt orientiert", wie es nun heißt, ist unvermeidbar. Dass die jetzt eingestampften Studiengänge "vom Markt nicht mehr nachgefragt wurden", ist faktisch sicher korrekt. Was man bei alldem aber vergisst: dass es vor 20 Jahren, als diese Universität entstand, noch viel weniger Nachfrage nach ihr gab, nämlich gar keine. Die hat man sich selbst geschaffen, mit all der dazugehörigen Anmaßung. Und genau das hat jene Menschen angezogen, die "einen Unterschied machen, der einen Unterschied macht". Lehrende genau wie Studierende. All jene Menschen also, wegen der man bereit war, viel Geld für ein Studium auszugeben, das man woanders auch umsonst hätte bekommen können. Schade drum, schön war's.
Name: Paul Leweke
Studiengang: PAIR
Jahrgang: 2022
Tätigkeit: Unternehmensberater
Die ZU war für mich ein Ort, an dem ich mich einbringen konnte und gewissermaßen dazu gezwungen war mich mit Themen weit weg von meinem Tellerrand zu beschäftigen. Und am Ende haben doch alle, vom BWL-Justus über die Politik-Nerdin bis zum Kulturforscher, an einem Strang gezogen und für diese besondere Institution gelebt. Ohne CCM verliert dieser Ort einen Teil seiner Identität, seines Zaubers und kann wohl kaum weiter so existieren.
Name: Prof. Dr. Laura Bechthold
Studiengang: CME
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Professorin für Foresight und Technikfolgenabschätzung
Ich hatte CCM im Minor. Die kulturtheoretischen Grundlagen haben die Basis für meine heutige Arbeit gelegt. Ich habe nun viele und hochkarätige akademische Institutionen von innen gesehen, dort selbst studiert und gelehrt (Uni Maastricht, LMU/ TU München, UC Berkeley…) und die ZU hat mit ihrem interdisziplinären Ansatz den Unterschied gemacht. Nie wieder traf ich auf Studierende mit derart Weitblick und systemischer Grundverständnis. Gerade in der heutigen Zeit brauchen wir interdisziplinäre Köpfe, die die Fäden zusammenführen anstatt Silos weiter auszubauen.
Name: Benjamin Pape
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Digital Lead, Gemic
"Ich fass' es ja wohl nicht!" Kulturdingsda innerhalb wie außerhalb der Vorlesungen hat für mich den Reiz der ZU ausgemacht. Mit "BWLern" in Kulturtheorie. Als "Geisteswissenschaftler" doppelte Buchführung lernen. Künstlerische Interventionen im Uni-Alltag. Band-Abende mit Studierenden aller Fakultäten. Miteinander im Gespräch bleiben, den Perspektivenwechsel üben, sich an Unterschieden reiben... Alles ziemlich wichtige Übungen, die für mich bis heute Sinn ergeben, beruflich und auch sonst. Sehr schade, wenn man das aufgibt.
Name: Verena Liedgens
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2010
Tätigkeit: Entrepreneur ohne Enterprise
Die ZU hat mir Ambiguitätstoleranz beigebracht, lange bevor ich es buchstabieren konnte. Wer glaubt, gesellschaftliche Komplexität nur von den Seiten durchleuchten zu können, die sich gut verkaufen lassen, ist auf einem traurigen, langweilig-bis-irrelevanten Holzweg. Gerade in den aktuellen politischen Gewässern müssen wir über Fachgebiete hinweg lernen, streiten und gestalten. An der ZU wurde das mal gelebt und gelehrt. Ruhe in Frieden.
Name: Sarah Strozynski
Studiengang: PMG
Jahrgang: 2011
Tätigkeit: Principal Product Managerin, DigitalService des Bundes
Mich haben der Liberal Arts Ansatz der ZU und die Menschen dort zu einem vielseitig gebildeten, reflektierten und gesellschaftlich engagierten Menschen ausgebildet. Heute helfe ich Verwaltungsleistungen digitaler und vertrauensfördernd zu gestalten. Wie sollte das eine ohne das andere funktionieren?
Name: Niklas Ehret
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2023
Tätigkeit: Masterstudent & Production Freelancer
Ich bin eigentlich an die ZU gekommen, um SPE zu studieren. Nach dem ersten Semester habe ich aber gemerkt, dass doch CCM meine Heimat ist. Von dort aus hat sich mir eine neue Welt eröffnet. Ohne die ZU, ohne CCM hätte ich wahrscheinlich nie in den Kultursektor gefunden. Dass dieser Weg nun für Andere verschlossen ist, macht mich unfassbar traurig.
Name: Dr. Daniel Mai
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2009
Tätigkeit: Director Insights, Human Futures
Bei welchem Masterstudiengang in Deutschland konnte man sonst Kulturwissenschaften verbunden mit Managementlehre anwendungsnah studieren und mit hochkreativen Köpfen Funken fliegen lassen - frei zwischen Politik, Wirtschaft und Kultur?! Ich wünsche der profillosen 0815-Business-School-Ausrichtung der ZU viel Erfolg, denn den wird sie brauchen!
Name: Julius Palm
Studiengang: CCM
Jahrgang: 2018
Tätigkeit: Geschäftsleitung followfood | Vorstand Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft
CCM war ein einmaliger Studiengang, der zum Denken ausgebildet hat! Die Ausbildung an der ZU hat mir einen besonderen Zugang zur Welt ermöglicht, der meine Arbeit bis heute beeinflusst.